Dass Herzinfarkt eher ein Männerproblem ist, dieser Irrglaube hält sich hartnäckig.  Neue Daten zeigen aber, dass klassische Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck bei Frauen stärkere Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-Risiko haben als bei Männern.
Forscher des Sunnybrook Health Sciences Centre in Toronto analysierten die Gesundheitsdaten von über 175.000 gesunden Erwachsenen und untersuchten acht Lebensstil-Faktoren, die nachweislich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen: Ernährung, Bewegung, Schlaf, BMI, Blutdruck, Blutzucker, Blutfette und Rauchverhalten. 

Das Überraschende: Obwohl Frauen im Schnitt gesünder leben – also seltener rauchen, bessere Blutdruck- und Cholesterinwerte haben und sich oft bewusster ernähren –, steigt ihr Risiko bei einem ungesunden Lebensstil deutlich stärker als bei Männern.
Konkret heißt das:
Frauen mit ungünstigem Gesundheitsprofil hatten ein fast fünffach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Männern war es „nur“ 2,5-fach erhöht. Und auch bei mittelmäßigem Lebensstil war das Risiko für Frauen höher.
Für die Forschenden ist klar: Die Analyse von Herz-Kreislauf-Risiken muss geschlechtsspezifischer werden. Denn die Unterschiede sind nicht nur sozial, sondern zum Teil auch biologisch bedingt – etwa durch den Einfluss weiblicher Hormone oder durch unterschiedliche Entzündungsreaktionen. Vor allem nach der Menopause steigt das Risiko bei Frauen sprunghaft an.
Ihr Appell: Mehr Prävention, früheres Screening und besser aufklären.
Denn Herzinfarkte bei Frauen werden oft später erkannt, häufiger falsch behandelt – und enden häufiger tödlich.